Hüttenübernachtungen in Corona-Zeiten

21.05.2020

Interview im Bayerischen Rundfunk mit Prof. Rainald Fischer:

Hier die wichtigsten Infos in Kürze:

Ab Pfingstsamstag darf auf Berghütten wieder übernachtet werden. Das ist möglicherweise kritisch, findet Rainald Fischer, Expeditionsmediziner und Lungenspezialist. Er rechnet mit einer hohen Viruskonzentration im Matratzenlager. Die Corona-Krise hat auch die Berghütten des DAV ordentlich gebeutelt – Einkehren und Übernachten war lange nicht möglich. Nun hat der DAV bekanntgegeben, wie es weitergeht: Ab Montag dürfen die Außenbereiche der Berghütten geöffnet werden, eine Woche später dann, ab 25. Mai, die Innenbereiche der Hütten. Ab dem 30. Mai sind auch Übernachtungen wieder erlaubt.

Hüttenöffnungen – das sagt der Bergmediziner

Prof. Dr. med. Rainald Fischer aus München ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin, Internist und Pneumologe, und selbst ein begeisterter Skitourengeher und Bergsteiger. Als Fachmann kann er die Lockerungen des DAV in puncto Hütten adäquat beurteilen. Die Öffnung der Außenbereiche auf den Berghütten sieht er sehr positiv, denn im Freien ist die Gefahr einer Infektion gering, da sich aufgrund der steten Verwirbelung mit frischer Luft wohl kaum stehende Aerosole bilden, an denen das Virus haftet. Einer gemütlichen Einkehr auf der Hüttenterrasse oder einer Brotzeit „to go“ steht also nichts mehr im Wege.

Risiko Matratzenlager

Während die Übernachtung in einem Zweibettzimmer oder zum Beispiel für Familien in einem Vier- oder Sechsbettzimmer kein Problem ist, beurteilt Fischer die Übernachtung im Lager kritisch – schon allein wegen der viel längeren Expositionsdauer als beim Essen in der Hütte.  Im Falle eines Infizierten würde sich eine höhere Viruskonzentration nicht vermeiden lassen. „Mag sein, dass sich vielleicht ein, zwei, drei anstecken. Auch wenn man versucht, so gut zu lüften wie es geht“, sagt Fischer.

Hier helfen vermutlich auch Plexiglasabtrennungen oder andere Behelfe nicht sehr viel, aber das wird man sehen.

Zelten vor oder in der Nähe der Hütte wäre da vielleicht eine gute Alternative, sofern die Zeltplätze in entsprechenden Abstand eingerichtet werden. Das kostet allerdings nicht nur mehr Platz, sondern auch mehr Naturressourcen und ist in Naturschutzgebiete zudem strikt verboten. Als Alternative ginge natürlich: Tagestouren mit Übernachtungen nicht auf Hütten, sondern in einem guten Hotel im Tal oder, falls die nicht offen sind, einfach im eigenen PKW.